Bundesverband Mittelständischer Werte-Logistiker e.V.

50 Jahre Geld- und Werttransport in Deutschland

Carl-Ludwig Thiele: Branche ist im Mittelstand verankert

von: Bernd Herkströter

Der BMWL Vorsitzende Bernd Herkströter nahm an der Festveranstaltung teil und fast einige Aspekte der Festrede von des Bundesbank Vorstandsmitglieds Carl-Ludwig Thiele zusammen.

Der BMWL Vorsitzende Bernd Herkströter nahm an der Festveranstaltung teil und fast einige Aspekte der Festrede von des Bundesbank Vorstandsmitglieds Carl-Ludwig Thiele zusammen.

Berlin, 21. November 2016 – Anlässlich der Festveranstaltung „50 Jahre Geld- und Werttransport in Deutschland“ der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) am 9. November in Frankfurt hielt das Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, Carl-Ludwig Thiele, eine Festrede. Mit Blick auf den Mittelstand und dessen Bedeutung für einen funktionsfähigen Bargeldkreislauf sowie die Zukunft des Bargelds als Zahlungsmittel tätigte Thiele einige Aussagen, die den Bundesverband Mittelständischer Werte-Logistiker BMWL unterstützen.

Vom Transporteur zum “professionellen Bargeldakteur”
Carl-Ludwig Thiele bemerkte, dass die Entwicklung der Branche im zurückliegenden halben Jahrhundert beachtlich sei. „Aus einem Fahrzeug im Jahre 1966 wurden Tausende gepanzerte Geldtransportfahrzeuge. Die Mitarbeiterzahl hat längst die 10.000er Marke geknackt.“ Insgesamt habe sich das Geschäftsmodell weiterentwickelt und habe sich vom reinen Logistikbereich hin zu einem umfassenden Dienstleistungsbereich entwickelt. Zu den Dienstleistungen zählten unter anderem die Bestückung der immer zahlreicher werdenden Geldausgabeautomaten sowie die Bearbeitung, Prüfung auf Echtheit und Umlauffähigkeit des Bargeldes in den hauseigenen Cash Centern privater Geld- und Wertdienstleister. „Mittlerweile handelt es sich nicht mehr nur um Geldtransporteure, sondern um professionelle Bargeldakteure, die auch Partner vor den Toren der Bundesbank sind“, so Thiele weiter.
Private Bargeldakteure wichtig für den deutschen Bargeldkreislauf
Das Vorstandsmitglied der Bundesbank ging auch auf die Geld- und Wertdienstleister im Zusammenhang mit dem im August erlassenen Zivilschutzkonzept der Bundesregierung ein. Obwohl er davon ausgehe, dass die ausgeklügelte Logistik, die hinter der bundesweiten und reibungslos funktionierenden Bargeldversorgung stecke, niemandem bewusst sei, herrsche bei den Verbrauchern die Auffassung einer permanenten Verfügbarkeit von Bargeld an nahezu jedem Ort vor. Da Bargeld nach wie vor in Deutschland das beliebteste Zahlungsmittel sei, müsse dafür Sorge getragen werden, dass seine Verfügbarkeit störungsfrei gewährleistet ist. Daher werde im Zivilschutzkonzept der Bundesregierung festgestellt, „dass die Bundesbank mit ihren derzeit 35 Filialen nicht allein die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld übernehmen kann. Daher bedarf es der Einbindung privatwirtschaftlicher Akteure in eine allgemeine Krisenvorsorge“. Obwohl in einer Krise zunächst den Kreditinstituten die Aufgabe zu fiele, Bankgeschäfte ordnungsgemäß durchzuführen und auch Auszahlungen von Einlagen zu veranlassen, seien Wertdienstleister ebenfalls betroffen. Banken ließen meist ihre Geldausgabeautomaten von Wertdienstleistern befüllen, so dass auch diese von der Aufstellung von Notfall- und Krisenplänen betroffen seien. Die Bundesbank arbeite kontinuierlich daran, eine stärkere Vernetzung aller Marktteilnehmer und ihrer jeweiligen Notfallpläne zu erreichen, um die flächendeckende Bargeldversorgung auch im Krisenfall sicherzustellen.
Geld- und Wertdienstleistungsbranche im Mittelstand verankert
Mit Blick auf den deutschen Markt für Geld- und Wertdienstleister stellt Carl-Ludwig Thiele fest, dass dieser im internationalen Vergleich schon allein aufgrund der großen Anzahl der Akteure heraussteche. „Die Branche ist im Mittelstand verankert und breit aufgestellt, was die Belastbarkeit und Toleranz gegenüber Störungen fördert. Im Fall unvorhergesehener Ereignisse können daher die eher kleinteiligen Strukturen und die Dezentralität der Akteure zur Bewältigung der Situation beitragen“, so Thiele weiter. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern, in denen zum Teil sogar nur zwei Anbieter auf dem Markt aktiv seien, herrsche auf dem deutschen Markt „ein starker Wettbewerb zwischen den Wertdienstleistern, was zu effizienten Strukturen und so zu einer angemessenen Preissetzung beiträgt. Ich sehe den deutschen Markt daher aufgestellt“, betont Carl-Ludwig Thiele.
War on cash? – oder: Bargeld mit Zukunft
Obwohl Thiele betonte, dass verstärkt bargeldlose Zahlungsmittel verwendet würden, stellte er auf den sozio-historisch gewachsenen Umgang mit Bargeld ab. Bargeld werde als Wertaufbewahrungsmittel verwendet und eine Barzahlung ermögliche den Menschen Anonymität im Sinne der informationellen Selbstbestimmtheit. Der Konsumenten nähmen Bargeld als einfaches, sicheres und schnelles sowie kontrollierbares Zahlungsmittel wahr. „Angesichts all dieser Vorzüge der Barzahlung bin ich davon überzeugt, dass uns Banknoten und Münzen noch lange erhalten bleiben werden – allen neuen Bezahlmethoden zum Trotz“, so Thiele weiter. Dennoch merkte er an, dass mit der Einführung neuer Technologien und Zahlungsmöglichkeiten via App oder im Internet, sich der Trend zunehmenden unbaren Zahlungsverhaltens verstärken könne. „Daher dürfen die Bargeld-Akteure nicht darauf vertrauen, dass die Verwendung von Bargeld ein Selbstläufer ist.“ Entscheidend aus Sicht des Bundesbank-Vorstandsmitglieds könnte das Verhältnis der Kosten für das Bargeldhandling im Vergleich zur Kartenzahlung sein. Da das Bargeld hier nicht immer am besten abschneide, „sind auch in Zukunft weitere Anstrengungen zur Steigerung der Effizienz von allen Akteuren im Bargeldkreislauf vonnöten.“ Doch auch mit infrastrukturellen und prozessorientierten Veränderungen, wie beispielsweise die Eröffnung der neuen Super-Bundesbankfiliale 2019 in Dortmund, oder die Bestrebungen des Handels und der Kreditwirtschaft, Recyclingprozesse in den Handel zu verlagern, hätten Einfluss auf das Geschäft mit dem Bargeld. All diese Entwicklungen wirkten sich auf die Geld- und Wertdienstleister aus. „Aber ich bin sehr zuversichtlich: die Branche hat es bislang immer geschafft, neue Herausforderungen anzunehmen“, so Carl-Ludwig Thiele am Ende seiner Rede.
Link zur Rede: https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Reden/2016/2016_11_09_thiele.html
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