Bundesverband Mittelständischer Werte-Logistiker e.V.

ON SALE? – Deutschlands Bargeldlogistik

„BMWL – Mittelstand für Bargeld“ fordert die Politik auf, eine Diskussion darüber zu führen, ob die volkswirtschaftlich relevante Bargeldversorgung in Deutschland vor dem Ausverkauf stehe und damit die Kritische Infrastruktur Bargeldlogistik in Gefahr sei!

Berlin, 09.02.2019 – Die Fragen, ob die volkswirtschaftlich relevante Bargeldversorgung in Deutschland vor dem Ausverkauf stehe und damit auch die Kritische Infrastruktur Bargeldlogistik in Gefahr sei, treiben nicht nur den Vorsitzenden des Bundesverbandes Mittelständischer Werte-Logistiker BMWL Bernd Herkströter um. „Mit dem Verkauf des größten deutschen Geld- und Wertdienstleistungsunternehmens Ziemann an die deutsche Tochter der schwedischen LOOMIS Konzern setzt sich auf jeden Fall der Konsolidierungsprozess in unserer mittelständisch geprägten Geld- und Wertdienstleisterstruktur massiv fort“, bewertet Herkströter den am 29. Januar bekannt gewordenen Verkauf. Dieser stehe zwar noch unter dem Vorbehalt einer kartellrechtlichen Entscheidung, aber eine Ablehnung scheine unwahrscheinlich. Führe man sich die offiziell zur Verfügung stehenden Zahlen vor Augen, sollten sich nicht nur die Kunden von Geld- und Wertdienstleistern Gedanken machen. Der Angriff der Schweden auf den deutschen Markt der Kritischen Infrastruktur Bargeldlogistik verfüge über eine neue, brachiale Qualität und sei geeignet, eine in Europa einzigartige Branchestruktur nachhaltig zu schädigen. „Wir konnten erst unlängst in den Niederlanden erleben, was es für den Zugang der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Bargeld bedeutet, wenn in einer oligopolen Anbieterstruktur der Primus in die Insolvenz geht“. Auch wenn die Inneresicherheit und Ordnung in den Niederlanden sicherlich nicht gefährdet gewesen seien, sollten sich die politisch Verantwortlichen in Deutschland verantwortlicher für die Entwicklung in der Geld- und Wertdienstleisterbranche in Deutschland fühlen.

Kritische Infrastruktur Bargeldlogistik in Deutschland europäisiert?

Diese Notwendigkeit ließe sich auch durch die aktuellen Angaben von LOOMIS, Prosegur und den Statistiken des Arbeitgeberverbandes BDGW verstärken. Zusammen verfügten LOOMIS Deutschland und die deutsche Tochter der spanischen Prosegur über circa 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in bundesweit 65 Niederlassungen mit über 1.450 gepanzerten Geld- und Werttransportfahrzeugen. Im Spiegel der aktuellen BDGW Statistik werde deutlicher, was diese Zahlen für den Markt bedeuteten. Laut eigener BDGW-Berechnungen und der Statistik der Agentur für Arbeit haben 10.378 Menschen am 1. Januar 2018 bei den Mitgliedsunternehmen gearbeitet. Die Bargeldlogistik sei bundesweit auch in 125 Niederlassungen ordentlicher BDGW Mitglieder und mit 2.411 gepanzerten Geld- und Werttransportfahrzeugen sichergestellt worden. „Obwohl uns allen bewusst ist, dass Vorsicht im Umgang mit Zahlen, Daten und Fakten aus dem Internet geboten ist, scheinen die beiden deutschen Töchter ausländischer Konzerne eine marktdominierende, vielleicht sogar marktbeherrschende Position in der Kritischen Infrastruktur Bargeldlogistik Deutschlands zu haben“, so Herkströter weiter. Die Branche könne demnach auch als Paradebeispiel für den Integrationsprozess Europas verstanden werden.

LOOMIS torpedierte Tarifverhandlungen – Politik gefordert!

„Der BMWL wurde vor über fünf Jahren gegründet, weil sich damals bereits abzeichnete, dass die Branchenentwicklung zu Lasten des Mittelstandes gehen und unsere Stimme im Arbeitgeberverband untergehen würde. Und das, obwohl gerade der Mittelstand in der Heros-Krise (2006) sowie in der Finanz- und Wirtschaftskrise (2008/2009) nachhaltig unter Beweis gestellt hat, dass nur durch und mit uns eine sichere und reibungslose sowie flexible und wettbewerbsfähige Bargeldversorgung der Bürger, Banken und des Handels möglich ist“, weiß der seit über 20 Jahren in diesem Bereich erfolgreich tätige geschäftsführende Gesellschafter der Wach- und Schließgesellschaft Wuppertal. Erste Auswirkungen des Kaufs auf den Markt zeigten sich bereits. Die Geschäftsführung der deutschen LOOMIS Tochter hatte in laufenden Tarifverhandlungen und ohne Rücksprache mit der Tarifkommission des Arbeitgeberverbandes BDGW durch eine Betriebsvereinbarung den Maßstab für das Verhandlungsergebnis mit ver.di gesetzt. „Wir dürfen davon ausgehen, dass dieses Verhalten nicht ohne Rückkoppelung mit Schweden erfolgte.“ Lege man vor diesem Hintergrund die frei zugänglichen Zahlen zu Grunde und abstrahiere in die Zukunft, so „besteht zu befürchten, dass der Konsolidierungsprozess der Branche künftig nicht nur über einen ohnehin ruinösen Preiskampf sondern auch noch hoch offiziell über völlig marktferne Tarifverhandlungsergebnisse erfolgen wird“, betont Bernd Herkströter. Schließlich müssten sich alle Akteure in der Kritischen Infrastruktur Bargeldlogistik darüber im Klaren sein, dass bei fehlender Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen nur die Mitglieder des Arbeitgeberverbandes als Tarifpartei gebunden seien. „Und wer den Teil Logistik in Bargeldlogistik mal unter die Lupe nimmt, der wird sehr wahrscheinlich erstaunt sein, in welchen Bereichen die Großen versorgen und wo wir unseren Mitbürgern den Zugang zu ihrem Bargeld und damit zu ihrer Selbstbestimmtheit ermöglichen!“ Es sei nun an der Politik, die in Europa einzigartige, sichere und wettbewerbsfähige mittelständische Geld- und Wertdienstleisterstruktur in Deutschland zu sichern.

Ansprechpartner:

Bernd Herkströter (Vorstandsvorsitzender)

BMWL Bundesverband Mittelständischer Werte-Logistiker e.V.
TGS Ostendstraße 25
12459 Berlin

Telefon: (030) 53 21 77 47
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